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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 6

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
6 gu einem Kurfrstentum vorbereitet war, konnte.sich nach innen besser ausbilden und nach auen krftiger entwickeln. Als Albrecht am Hoflager Friedrichs I. in Franken weilte, erhob sich der Wendenfrst Jaczo. ein Neffe des verstorbenen Pribislaw, um das Havelland fr sich zurckzuerobern. Durch Verrat der Einwohner bemchtigte er sich der Hauptstadt Brandenburg, mute sich aber vor dem schnell herangeeilten Markgrafen nach Pommern zurckziehen. An den Streit Jaczos mit Albrecht knpft sich folgende Sage: Im Kampfe mit Albrecht erblickten die heidnischen Wenden das Kreuzzeichen auf den christlichen Fahnen; sie wurden von Furcht ergriffen und strzten sich in die Flucht. Ihr Fürst Jaczo versuchte den nahen Havelflu mit dem Pferde zu durchschwimmen. Mitten in dem Flusse versagten dem Tiere die Krfte-m der Gefahr zu ertrinken rief der Wendenfrst.- Gott der Christen, rette mich, tch will dir dienen und den Gtzen absagen!" In demselben Augenblicke fate das Pferd festen Fu. und Jaczo gelangte glcklich an das jenseitige Ufer. Voll Dank fank er auf die Knie, hngte Schild und Horn an eine Eiche zum Zeichen, da er fortan Christ sein wollte. Jaczo blieb seinem Gelbnis treu und lie sich taufen. Der Ort seiner wunderbaren Rettung bekam den Namen Schildhorn. - König Friedrich Wilhelm Iv. lie im Jahre 1844 an diefer Stelle eine Denksule mit Schild und Kreuz aufrichten. 3. Sorge fr das Land, a) Deutschtum. Dem Lande, das solange nichts als Blutvergieen und Elend gesehen hatte, suchte Albrecht nach Krften aufzuhelfen. Viele Wenden waren von Haus und Hof fortgezogen, weil sie sich der neuen Herrschaft nicht fgen wollten, andere Lnderstriche lagen von alters her oder infolge der langen Kriege wst und verdet da. Den deutschen Rittern, die Albrecht bei der Eroberung des Landes so mchtig zur Seite gestanden hatten, berwies er betrchtliche Lnderstriche zur Anlage von Rittergtern. Aus den bervlkerten Gegenden in Holland (Flamlnder)*), Friesland, Westfalen und am Niederrhein, wo schon frhzeitig Ackerbau, Handel und Gewerbe Mhten, wo das Christentum schon lngst verbreitet und das Volk an mildere Sitten gewhnt war, zog der Markgraf Ansiedler ins Land. Diese fleiigen und geschickten Leute, die als freie Besitzer Grund und Boden erhielten, verbreiteten deutsche Sprache und deutsche Sitten; sie machten de Strecken urbar, entwsserten Smpfe, deichten Flffe ein und bauten Städte und Drfer (Berlin, Spandau. Stendal n. m. ct.). Nene Gewchse (Hopsen und Weinrebe), manches neue Gewerbe und auch J) An die Flamlnder erinnern noch heute der Flming und die Stdte-namen Genthin = Gent, Grfenhainichen = Gravenhaag, Brck = Brgge.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 205

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
205 6. Landwirtschaft, Handel und Verkehr. Nachdem die Erb-Untertnigkeit aufgehoben war, begann sich die Landwirtschaft allmhlich zu heben. Bei dem jetzt freien Bauer zeigte sich eine groe Tatkraft und ein rhriger Unternehmungsgeist. Der Ackerbau und die Viehzucht wurden rationell (verstndig) betrieben; die Naturwissenschaft, besonders die Chemie, wu^rde^ fr die Lahwirtschaft verwertet, der Fruchtwechsel und die Drainage fanden ugang, der allgemeine Kartoffelbau und der Zuckerrbenbau brachten lohnenden Gewinn. Handel und Verkehr hoben sich durch den von Preußen ge= schaffenen Preuisch-deutschen Zollverein ganz bedeutend. Jeder deutsche Staat bildete bisher ein eigenes Zollgebiet. Innerhalb des Bundesgebietes mute deshalb eine Ware so ost verzollt werden, als sie die Grenze eines Bundesstaates berschritt. Das erschwerte den Handel und verteuerte die Ware. Dazu kam noch, da viele englische Waren zollfrei ins Land kamen und den Markt berschwemmten. Zur Vereinfachung des Handels und zum Schutze der deutschen Industrie gegen-ber der englischen und sranzsifcheu grndete der König den Prenisch-deutschen Zollverein. Zwischen den zum Vereine gehrigen Staaten im Laufe der Jahre traten fast alle deutschen Lnder bei - herrschte von nun ab Zollsreiheit. Sollten auslndische Waren in einen dieser Staaten eingefhrt werden, so muten sie verzollt werden. Die Zlle (Finanzzlle) flssen in eine gemeinsame Kasse und wurden an die einzelnen Staaten im Verhltnisse ihrer Einwohner verteilt. Gro waren die Vorteile, welche der Zollverein brachte. Ein besserer Absatz der deutschen Waren wurde erzielt, die Einnahmen der einzelnen Staaten mehrten sich, in Mnzen. Maen und Gewichten wurde eine grere bereinstimmung angebahnt, und was das Wichtigste war: die Deutschen lernten sich als ein Ganzes shlen; denn der Zollverein legte bereits den Grund zur spteren Einigung Deutschlands unter Preuens Fhrung. Preußen bernimmt jetzt die positive Politik Deutschlands, sterreich behlt nur die.sormelle Leitung;" so uerte sich damals ein sterreichischer Staats- mann der den Zollverein.1) ) berall baute man neue Chausseen, das Po st wesen erhielt manche Verbesserungen, und die Dampskrast wurde in den Dienst von Handel und Verkehr gestellt. 1816 fuhr das erste Dampsschiss ans dem Rheine, 1885 wurde die erste deutsche Eisenbahn zwischen Frth und Nrnberg dem Betriebe bergeben, 1838 Berlin mit Potsdam durch eine Eisenbahn verbunden. ') Erg. Nr. 31.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 298

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
298 schwereil Schlage erholt, auf allen Gebieten steht sie heute leistungsfhig da, auf verschiedenen ist sie selbst der hochentwickelten englischen und amerikanischen Industrie eiue gefhrliche Konkurrentin geworden. Deutsch-laud wurde ein Industriestaat ersten Ranges, dessen Leistungen auf den letzten Weltausstellungen Bewunderung und Anerkennung, aber auch Neid erweckten. Die Benutzung der Dampfkraft ersetzte die kostspielige menschliche Arbeitskraft, ihre gewaltige Ausdehnung dagegen schns einen neuen Stand, den Stand der Industriearbeiter, die bei ihrer einseitigen, schweren Beschftigung nicht ihre Zufriedenheit fanden, da der Mensch im gewissen Sinne auch nur eine Maschine war. Dazn kam noch, da oftmals die Arbeiter bei dem Mangel an Arbeiterfchntzgefetzen in rck-sichtsloser Weise ausgenutzt wurden (Trucksystem). Auch die Kiuder wurden zu lange in den Fabriken beschftigt, wodurch sie krperlich und geistig Schaden litten. Infolge der berproduktion entstand nicht selten eine Stockung im Abstze, die Preise gingen zurck, die Fabriken machten bankrott, hohe Kapitalien wurden eingebt, den Arbeitern mnte gekndigt werden, und viele Familien kamen in Not und Elend. Durch das Ausblhen der Fabriken ging das Handwerk immer mehr zurck, weil es anfangs die Maschine in seinen Dienst zu stellen nicht verstand und schon deshalb seine Waren nicht so billig abgeben konnte, wie der Grobetrieb. Durch ein festes Znsammenschlieen. Bildung von Genossenschaften, Errichtung von Handwerkskammern, durch eiue bessere Schul- und Fachbildung und durch den Erla gesetzlicher Bestimmungen hat es sich in den letzten Jahren ganz bedeutend gehoben. b) Handel und Verkehr. Haudel und Verkehr haben durch die Dampfkraft, die Elektrizitt, den Telegraphen und das Telephon eiue vielseitige Vernderung erfahren und eine kanm glaub-liche Ausdehnung genommen. Deutschlands Auenhandel, krftig geschtzt durch eine starke Flotte, ist zum Welthandel geworden, seine Handels-flotte nimmt die zweite Stelle ein, auf dem Weltmarkt gewinnt Deutschland von Jahr zu Jahr mehr an Ansehen und Einflu. Hamburg und Bremen gehren zu den bedeutendsten Seehandelspltzeu der Welt. Der Stempel Made in Germany", der den aus Deutschland bezogenen Waren aufgedrckt wurde, um sie in England gegen die einheimischen zurckzudrngen, hat die entgegengesetzte Wirkung gehabt. Auf den Weltansstellungen zu Chicago, Paris und Lttich reihten sich die Er-zeugnisse der deutschen Industrie ebenbrtig den besten anderer Nationen an, auf manchen Gebieten nahmen sie sogar die erste Stelle ein.

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 56

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
56 Der Kurfürst selber widmete sich in den Erholungsstunden dem Garten-bau; er ste und pflanzte und wute geschickt mit Baummesser und Baum-sge umzugehen. Er lie Blumen-, Obst- und Gemsegrten anlegen und tch-tige Grtner und bessere Smereien aus anderen Lndern kommen. Jeder Bauer war verpflichtet, hinter seinem Hause einen Garten anzulegen, und keiner durfte heiraten, der nicht sechs Obstbume ver-edelt und sechs Eichbume gepflanzt hatte. Die Kartoffeln, welche bis dahin als feines Gemse" aus Holland kamen, wurden eingefhrt; auch die Tabakpflanze kam ins Land, deren Anbau den Leuten eine lohnende Nebenbeschftigung gab. 2. Torge fr Gewerbe und Handel. Infolge des 30jhrigen Krieges hatte das Handwerk sehr gelitten; dazu waren die meisten Hand-werker ziemlich ungeschickt und konnten nur die einfachsten und notwendigsten Sachen anfertigen; alle besseren Waren muten aus dem Auslande be-zogen werden. Der Groe Kurfürst frderte die Anlage von Fabriken (Eisen-Hmmer und Glashtten) durch Gelduntersttzungen und Verleihung be-sonderer Vorteile; der Zunftzwang wurde gemildert. Fr die Entwicklung der Gewerbttigkeit war es von groem Vorteile, da der Kurfürst der 20 000 Franzosen, welche nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) aus ihrem Vaterlande vertrieben waren, in die Mark aufnahm (Potsdamer Edikt von: Jahre 1(585). Diese kunstsinnigen und wohlhabenden Leute trugen zu einer blhenden Entwicklung der Zttcker- und Seifensiedereien nicht wenig bei; auch Fabriken legten sie an. so da von jetzt ab Hte und Strmpfe, Tuch- und Seidenwaren, Gewehre und Gebrauchsgegenstnde aller Art im Lande selbst angefertigt werden konnten. Der Kurfürst verbot die Ausfuhr von Rohstoffen; auswrtige Erzeugnisse wurden mit hohen Zllen belegt. Zur Hebung des Handels wurden alte Wege ausgebessert. Brcken und neue Straen angelegt. Friedrich Wilhelm richtete eine Reitpost ein, welche die Verbindung zwischen Kleve und Knigsberg unterhielt. Die Oder verband er durch einen Kanal mit der Spree (Friedrich-Wilhelms-Kanal), um wenigstens den Handel Breslaus von dem schwedischen Stettin abzulenken; eine neu geschaffene Flotte kmpfte nicht blo, siegreich gegen die Spanier, indem sie ihnen in der Nordsee und an der Kste Amerikas zwei Kriegsschiffe fortnahm, sondern sie zog auch an die Westkste Afrikasund legte in Senegambien und in Guinea Niederlassungen an (Grofriedrichsburg an der Gold-

5. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 27

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
27 recht einfach. Die Straen waren eng und ohne Pflaster, abends ohne Beleuchtung. Im Sommer trieben einige Handwerker ihr Geschft an offener Strae; Dngersttten lagen vor den Husern. - Die Huser wareu einfache Riegelbanten ohne Glasfenster, der Giebel stand nach der Strae hin, das obere Stockwerk ragte der das untere hervor. Hinter den Hnsern befanden sich Wirtschaftsgebude, Stlle und Grten. Die Kirchen und Rathnfer dagegen waren prchtig. Hohe Mauern mit Trmen umschlossen die Stadt. Die Stadt-tore wnrden tagsber bewncht, des Nachts geschloffen. Die Deutschen zeigten anfangs wenig Neigung, in den Stdten zu wohnen; sie wollten sich zwischen den Mauern nicht lebendig be-graben lassen. Nach und uach schwaud aber diese Scheu; immer grer wurde der Zndrang zu den Stdten. Die Altbrger nannten sich Patrizier, die Neulinge Spie- oder Pfahlbrger. Hand-werk, Handel und Gewerbe nahmen einen immer greren Anffchwnng. Die Einwohner taten sich zu Innungen, Znften oder Gilden zu-fammen. Die Kunstgeschicklichkeit der Handwerker brachte die feinsten Erzeugnisse hervor. Wohlhabende Kauflente unterhielten Handels-Verbindungen mit den fernsten Lndern und Stdten. Der Neichtnm der Städte wuchs fortwhrend. Herrliche steinerne Wohnhuser mit Massenstern und Erkern wurden spter errichtet und die Wohnrume reich und mit geschnitzten Gerten und kostbaren Teppichen behaglich ausgestattet. Die Mahlzeiten wnrden reichlicher, die Genusucht wuchs von Jahr zu Jahr. In der Kleidung zeigte sich eine groe Vorliebe fr grelle Farben. Man liebte bermig enge Kleider, aufgeschlitzte rmel und Beinlinge und lange Schnabelschuhe. Dazu kam uoch ein bertriebener Schmuck. Wohlleben und ppigkeit war zeitweilig so groß, da die Behrden dagegen einschreiten muten. Unter den Festlichkeiten waren die Schtzenfeste besonders groartig. Ver-schiedene Städte erhielten volle Freiheit; sie erkannten nur den Kaiser als ihreu Oberherrn an und wnrden freie Reichsstdte genannt. Kansa. Die Raubritter berfielen oft die Kaufleute und raubten ihnen ihre reichen Warensendungen. Zu ihrem Schutze auf den Land- und Wasserwegen schloffen deshalb einige Städte Bndnisse. Zuerst vereinigten sich Lbeck und Hamburg. Andere Städte traten diesem Bunde bei, und ein mchtiges Heer wnrde ans gemeinsame Kosten unterhalten. Jetzt konnten die Kaufleute die habgierigen Raubritter zurcktreiben und selbst mit Knigen zu Wasser und zu Lande Krieg führen. Von einem alten deutschen Worte wurde diese Vereinigung Hansa, d. i. Bund oder Gesell-schast, genannt. In Rußland, Rortuegen, England und Holland hatte die Hansa ihre stattlichen Warenhuser. In spteren Jahrhunderten ber-nahm der Staat die Sorge fr die allgemeine Sicherheit. Der Bund lste sich allmhlich auf; nur Hamburg, Lbeck und Bremen führen heute noch den Namen freie Reichsstdte. 15. Maximilian. I. 1493 1519, Persnlichkeit. Maximilian war von hohem Wchse, knig-lichem Anstnde und wohl gewandt in allen ritterlichen Knsten. Ohne

6. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 151

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
- 151 Infolgedessen hatten die deutschen Städte viele geschickte Meister, deren Kunsterzeugnisse ihren Weg weit der die Grenzen des Reiches fanden. Die Bimste bildeten kirchliche Bruderschaften unter einem Schutz-heiligen, Meister. Gesellen und Lehrlinge eine Familie. Sie sorgten fr Zucht und gute Sitte und nahmen sich auch in leiblicher Hinsicht ihrer Mitglieder an. Arme und kranke Genossen erhielten Untersttzungen, den gestorbenen wurde ein ehrenvolles Begrbnis bereitet und den Witwen die Mglichkeit geboten, das Handwerk der Männer fortzufhren. Die Angehrigen ein und derselben Zunft liebten es. mglichst nahe zusammen zu wohnen, woran noch heute die Gerber-, Brot- und Knochenhauerstraen in manchen Stdten erinnern. In kriegerischen Zeiten beteiligten sich spter die Znfte unter ihren Zunftmeistern an der Verteidigung der Stadt. Den wichtigsten Teil der stdtischen Bevlkerung bildeten die Ge-schlechter oder Patrizier, die, sich aus den Ministerialen (Dienst-mannen der Grundherren) und vollfreien Familien (in kniglichen Stdten Knigsleute genannt) zusammensetzten und den Grogrundbesitz und Grohandel in Hnden hatten; sie bildeten den stdtischen Adel. Die Kanflente taten sich zu Gilden zusammen. Auerhalb der Stadtmauern wohnten die Pfahl- oder Spie-brg er. die zu der Stadt in einem Hrigkeitsverhltnis standen. Zogen sie in die Stadt, so wurden sie Vollbrger und erhielten die Brgerrechte.') Verwaltung der Städte. Der Handel steigerte den Wohlstand der Städte und zugleich das Bestreben, eine grere Selbstndigkeit zu besitzen. Viele machten sich von ihrem Stadt- oder Grundherrn (Fürst, Bischof. Abt zc.) frei, erwarben das Stapelrecht, wonach die durchgehenden Waren eine bestimmte Zeit lang auf dem Markte zum Verkaufe ausge-stellt wurden,2) die Aufsicht der den Markt (Marktrecht), das Zoll-und Mnzrecht und eigene Gerichtsbarkeit. Solche Städte erkannten nur den Kaiser als ihren Oberherrn an und wurden freie Reichsstdte genannt. Stadtkreuze und Rolandssulen, wie solche noch heut-zutage in einigen Stdten Norddeutschlands zu finden sind, waren die Sinnbilder stdtischer Rechte. Das Gebiet der stdtischen Rechte hie Weichbild. ]) Friedrich Ii. verbot den Zuzug von Pfahlbrgern. Pfahlbrger falsche (geringe) Brger, faux bourgeois, faubourg = Vorstadt. 2) Diese Einrichtung brachte den Stdten groe Vorteile, erschwerte aber anderseits den Handel ganz bedeutend.

7. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 153

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
* . A r >% '0 ,? // v ' >/*//,, Al)rc Kntsteyung. Whrend der Herrschaft der letzten Staufen fehlte es zeitweilig in Deutschland an einer starken Hand, die fr Ruhe und Frieden und Aufrechterhaltung der Ordnung sorgte; besonders hatten die Kaufleute unter dieser allgemeinen Unsicherheit zu leiden. Die Raubritter lauerten ihnen auf ihren festen Burgen auf, berfielen und plnderten ihre reichbeladenen Wagen und Schiffe und schleppten ihre Besitzer gefangen mit sich fort. Sollte der Kaufmann nicht verarmen und zugrunde gehen, so blieb Selbsthilfe die einzige Rettung. Zum Schutze des Handels und des eng mit ihm vereinigten Gewerbes, wie auch zur Erhaltung ihrer Selbstndigkeit schlssen deshalb verschieb cne Stbte des Ju- und Auslandes Bndnisse. Ein solcher Stdtebnnb wrbe nach einem altdeutschen Worte Hansa, b. i. Bund oder Vereinigung genannt. ' ' . Von der grten Wichtigkeit fr den deutschen Handel und das getarnte Deutsche Reich sollte der Bund werden, den die beiden Stbte Lbeck und Hain brg im Jahre 1241 miteinander schlssen, dem die bedeutendsten Städte des In- und Auslandes mit der Zeit beitraten, und der seit dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts ausschlielich den Namen Hansa fhrte. Die Bltezeit der Hansa fllt in das 14. und 15. Jahrhuubert. Ahr Sandes. Fast der gesamte Binnenhandel lag in den Hnden der Hanseaten; aber noch umfangreicher war die Ttigkeit, die sie im Auslnde entfalteten. Uberall legten sie Faktoreien oder Kontore an. die sich bald zu beu blhendsten Handelsniederlassungen entfalteten, / Das Kontor zu Bergen umfate eitt ganzes Stabtviertel uttb bestand aus 21 groen Hfen; seine vorzgliche und dabei prchtige Lage an der See machte es den grten Schiffen mglich, unmittelbar cm der Landungsbrcke zu lschen. 3000 junge Kaufxeute waren ntig, nm ans den Schreibstuben und den reich-gefllten Lagern die gewaltige Arbeit zu verrichten. Die Angestellten muten unverheiratet bleiben, fhrten ein gemeinsames, streng geordnetes Leben und dursten erst nach 10 Iahren in die Heimat zurckkehren.) In London besaen die Hanseaten den Stahlhof') oder die Gilde halle, wo die reichen Warenschtze aufgespeichert und zum Verkauf ausgelegt waren, in Nowgorob den St. Peterhof, der durch Mauern geschtzt und durch Trme gebeckt war. Reich gefllte Lager unterhielt die Hansa ferner zu Wisby auf Gotlaud, zu Brgge und Antwerpen in Flandern. Die zahlreiche Handelsflotte der Hansa durchfuhr die Fluten der Oft- und Nordsee und besuchte die wichtigsten Handelspltze an der Kste des Atlantischen Ozeans und des Mittellnbischen Meeres. Der gesamte Handel von Nordeuropa tu ci r von der Hansa abhngig, und ihre Handelsver bindungett erstreckten sich bis tief in Rußland und Polen hinein. Auf der Messe zu Frankfurt trafen hanseatische Kaufleute aus allen Lndern Europas zusammen. V/ ** 153 - o ' J in A Z>ie Kansa. ') Von stahlen = prfen, weil die Tcher in bezng auf ihre Gte und Echtheit gestahlt und mit einem Stempel versehen wurden.

8. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 155

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
der verschiedene Erleichterungen int Handel und Verkehr. Auf den Hansa-tagen wurde ferner, wenn friedliche Vorstellungen und ernste Drohungen nicht zum Ziele fhrten, der Krieg b eschlo ssen. Mitglieder, die sich den ge-faten Beschlssen nicht fgten, wurden ans dem Bnnde ausgeschlossen oder berhmifet". Al)re Wedentimg. Bis zum Ausgange des Mittelalters lag der gesamte Welthandel in den Hnden der Hanseaten, und gerade iu der Zeit, als Deutschlaud. durch Parteien im Innern zerissen, fast ohnmchtig darnieder-lag, hat die Hansa gezeigt, was deutsche Einigkeit, Kraft und Tchtigkeit zu leisten imstnde sind. Wohin die hanseatischen Kaufleute mit ihren Schiffen kamen, dorthin brachten sie deutsche Gesit-t u n g it 11 b Bildung; dem geschftigen Kaufmann folgte der o p f e r mutige Priester, um den heidnischen Bewohnern in den neu erschlossenen Gegenden den christlichen Glauben zu verknden; fleiige und geschickte Hand-werker halfen die Kontore einrichten, und durch Eifer und Tchtig-feit brachten es manche in der Fremde, die ihnen zur zweiten Heimat wurde, zu Reichtum und Ansehen. Das deutsche Brgertum erstarkte, die ffentliche Ordnung und der Verkehr auf den Straen wurde gesichert, ans Stadt recht und Verwaltung bte die Hansa einen vorteilhaften Einflu aus. Zeugen des groen Reichtums der Hansastdte sind noch heute tue prchtigen Kirchen und stolze Rathuser. Ayr Wcrfal!'. Allmhlich begann aber auch die Macht der Hansa zu sinken. Ihre Mitglieder wrben untereinander nneins, die Macht der deutschen Lan d es fr steit, die einen politischen Bund wie die Hansa nicht neben sich dulden konnten, wurde grer, und die nrdlichen Staaten Europas entwickelten sich zu grerer S elbst u d igke it und Kraft. Nowgorod wurde von den Russen erobert, der Stahlhos in London geschlossen, und eingegangene Vertrge galten nicht mehr fr binbeiib. Die reichen Herings-' zge wandten sich von der Kste Schonens nach andern Meeresteilen, Eng-land und Holland rissen den Handel ans der Nord- und Ostsee au sich, und als infolge der Eroberung Eon stantin opels der venetianische Zwischenhandel verfiel und nach der Entdeckung Amerikas der Handel neue Wege einschlug, trat eine Stadt nach der andern aus dem Bunde / Zu den genannten Ursachen kam noch der Kampf mit Iben Fürsten, sowie Unruhen im Reiche, besonders infolge des Dreiigjhrigen Krieges. Auf dem letzten Hansatage zu Lbeck im Jahre 1630, an dem sich nur noch sechs Städte beteiligten, erneuerten Hamburg, Lbeck und Bremen den alten Bund. In diesen Stdten haben sich bis auf unsere Tage am lebendigsten die alten berlieferungen an die Macht und den Ruhm des mchtigsten der deutschen Stdtebnduisse erhalten, und bei dem Aufschwnge des deutschen Auenhandels in der neuen Zeit blhen die alten Hansastdte zu neuem Glnze empor.

9. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 152

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
152 2)ie gesamte stdtische Verwaltung lag in den Hnden der Patrizier. Aus ihrer Mitte wurden die Ratsmnner gewhlt, an deren Spitze der Ratsmeister oder Brgermeister stand, und die zusammen den Stadtrat bildeten. Die Handwerker und kleineren Kaufleute waren von der Stadtver-waltung ausgeschlossen; lange und schwere Kmpfe hat es ost gekostet, ehe auch ihnen dieses Recht zuerkannt wurde. Die ltesten Rechtsquellen der Städte waren die Privilegien der Grundherren, Auszeichnungen des Gewohnheitsrechtes infolge von Streitigkeiten (Handfesten) u. a. Von diefen in den sogenannten Stadt-bchern vereinigten Stadtrechten war das lteste das Straburger Recht aus dem 12. Jahrhundert. Ein Stadtrecht wurde oft ganz oder zum Teil von andern Stdten angenommen. Wichtige vorbildliche Stadt-rechte sind das Magdeburger, Lbeckische, Hamburger, Soester und Clner. Aus der gesamten Brgerschaft wurde das Brgerheer gebildet. Die Patrizier, gefhrt von den Ratsherren, bildeten die Reiterei, die Gewerbetreibenden, nach Znften geordnet, kmpften unter ihren Zunft-meistern zu Fu. Handel und Verkehr und der erfolgreiche Betrieb eines Gewerbes, der gesamte wirtschaftliche Aufschwung der Städte hatte die Grndung von Schulen zur Folge (Schreibschulen und Lateinschulen). Der Handel. Durch die Kreuzzge entstand ein lebhafter Verkehr mit dem Morgenlande; in den Welthandel, der in den Hnden der reichen Städte Italiens, besonders Venedigs, lag, trat auch Deutschland ein. Die Haupthandelsstraen bildeten die greren Flsse, eine Alpenstrae fhrte von Italien nach Wien und von hier nach Regens-brg und Nrnberg, eine zweite der den Brenner nach Innsbruck und Augsburg, eine dritte der den St. Gotthard in das Rheintal. Der deutsche Handel brachte die Waren nach dem Norden. Ans der Nord- und Ostsee wehte die deutsche Flagge, in Skandinavien und Rußland hatten deutsche Kaufleute Handelsniederlassungen gegrndet, nach Gent und Brgge fhrten Handelswege zu Wasser und zu Lande. Der Handel war damals anderer Art als heute. Der Kaufmann mute selbst hinaus in die Fremde, mute Waffen führen und mancher Gefahr gewrtig fein, die ihm Schiffbruch, berfall von Seerubern und Wegelagerern, treulose Behandlung von Fürsten und Volksstmmen bringen konnte. Zu ihrem Schutze traten deshalb die Kaufleute zu-sammen und schlssen Bndnisse, deren wichtigstes die Hansa ist.

10. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 154

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
- 154 Aus Bergen brachten ihre reichbeladenen Schiffe Holz und Metalle, aus Rußland Pelze und Leder, aus London hauptschlich Wolle, und auch der ganze Heringsfang bei Schonen lag in ihren Hnden. Auf den groen Mrkten in Flandern kauften sie franzsische Weine, die herrlichen Kunsterzeugnisse der gewerbreichen Städte Italiens und die feinen Gewebe und kostbaren Schmucksachen des Orients. Ihre Wacht nach auen. Eine Hauptaufgabe erblickte die Hansa darin, ihre Mitglieder und deren Warensendungen gegen freche Ruber zu schtzen. Den Wegelagerern und Raubrittern trat sie mit bewaffneter Hand erfolgreich entgegen, das Meer suberte sie von khnen Seerubern und legte besonders auf der Ostsee deu Vitalienbrdern, die unter dem Wahlspruche: Gottes Freund und aller Welt Feind!" frchterlich gegen die Hanseaten wteten, ihr unsauberes Handwerk. Als diese in die Nordsee flohen und auch hier wie frher in der Ostsee ihre Rubereien trieben, zog der Hamburger Brger Simon von Utrecht gegen sie, berfiel ihre Flotte bei Helgoland und nahm ihren Anfhrer Klaus Strtebecker gefangen; mit 70 Genossen wurde er zu Hamburg auf dem Grasbrook enthauptet. Mit auswrtigen Staaten schloffen die Hanseaten Bndnisse und Handelsvertrge, und wenn die eingegangenen Verpflichtungen nicht ge-halten wurden, dann wuten sie selbst Könige durch Gewalt zu zwingen, die vertragsmigen Freiheiten anzuerkennen. Den König von Norwegen brachten sie dadurch, da sie die Einfuhr von Getreide abschnitten, wodnrch im Lande eine Hungersnot auszubrechen drohte, zur Anerkennung der ver-brieften Rechte; gegen den König Waldemar von Dnemark schickte die Hansa eine mchtige Flotte, eroberte und zerstrte Kopenhagen, und die dnischen Stnde muten fnfzehn Jahre auf deu Besitz der Kste von Schonen verzichten, sich auerdem verpflichten, ohne Einwilligung der Hansa keinen König zu whlen. Auch England und Frankreich muten fhlen, zu welch gewaltiger Macht die Hansa sich entwickelt hatte Die G el d Wirtschaft nahm einen groartigen Aufschwung, und im Verkehr mit den italienischen Kaufleuten wurden die Hanseaten mit dem Wechselgeschft bekannt. Zkre Mackt nach innen. Ein so lockerer Bund die Hansa anfangs war, so fest waren spter all ihre Glieder miteinander verknpft. Sie bildete einen Staat im Staate, und das weite Gebiet, das sie umsate, war in vier Qnar-tiere eingeteilt, das westflische mit dem Vorort Cln, das wendische mit Lbeck, das schsische mit Braunschweig, das im 15. Jahrhundert ftatt des g otlndischen mit Wisbh eingerichtet wurde, und das preuische mit Dan zig. Alle Glieder waren zur Beobachtung einer besonderen Ver-sassuug verpflichtet, und auf den groen Hansatagen, die unter dem Vor-sitze des Brgermeisters zu Lbeck alle drei Jahre stattfanden, wurden die Angelegenheiten des Bundes besprochen und geordnet. Hier erschienen die Abgesandten fremder Fürsten und Staaten, um Bndnisse zu schlieen und Handelsvertrge zu vereinbaren, hier wurde der Gleichheit in Mn-zen und Maen verhandelt, hier wurden die Beitrge der Städte frdie gemeinsame Kasse fest gesetzt, hier wurde auch beraten, wie sich die Besitzer eines gestrandeten Schiffes oder eines auf schlechtem Wegen versunkeneu Wagens gegen das Strand- und Grundrecht schtzen knnten, endlich
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